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Fragen und Antworten zur Geldanlage ab 60

1. Gilt die altbekannte Formel noch, wonach der Aktienanteil mit 100 minus Alter in Prozent berechnet werden sollte?

Diese alte Formel war für uns nie von so starker Bedeutung. In Zeiten von Minuszinsen im Anleihebereich und bei Kontoguthaben reduziert sich dies nochmals und den Aktienanteil zu erhöhen, wird zwangsläufig zur Selbstverständlichkeit. Von der Seite her betrachtet, gibt es daher immer mehr Depots mit Aktienquoten in Richtung von 100 Prozent.

2. Falls nicht: Wie haben sich die Bedingungen für die Geldanlage insbesondere für Menschen ab 60 verändert? Was gilt heute? Was für konkrete Konsequenzen hat das für Ihre Arbeit? Was raten Sie diesem Personenkreis? Wie setzen Sie das um?

Für uns macht es keinen Sinn, Anleihen mit einer negativen Rendite in die Depots unserer Mandanten zu kaufen. Zwangläufig kommt man bei den Anlageentscheidungen zu dem Fazit, den Aktienanteil auch bis auf 100 Prozent zu erhöhen. Im Rahmen einer solchen Strategie werden die Entscheidungskriterien Dividende, Dividendenkontinuität sowie Nachhaltigkeit und vor allem der Substanzgedanke immer wichtiger. Um Einzelkursrisiken zu verringern, nehmen die Anlageentscheidungen in Richtung von Aktienfonds einen immer stärkeren Platz ein, Diversifizierung und Risikostreuung sind dann gefragt. Sehr wichtig ist bei einer Ausweitung der Aktienquote, den Mandanten durch Überzeugungsarbeit diesen Gedanken näher zu bringen und die Kunden in diese Entscheidungen mit einzubinden. Vertragliche Veränderungen sind damit notwendigerweise direkt verbunden und müssen schriftlich festgehalten werden.

3. Wenn man davon ausgeht, dass Aktien auch für diese Altersgruppe heute einen höheren Stellenwert haben sollten, dann dürfte wichtig sein, dass diese Investments relativ sicher sind und gleichzeitig ein Einkommen in Form von Dividenden generieren. Welche fünf Aktien würden Sie hierfür konkret empfehlen? (je nachdem, wie es Ihre Zeit zulässt, gerne mit ein paar Worten dazu als Begründung, evtl. auch nur für eine oder zwei davon)

Die Nennung von Einzelaktien birgt unter der Einbeziehung von hohen Dividendenrenditen in Zeiten von Corona leider ein höheres Risiko. Kein Analyst weiß im Moment, wie die genauen Dividendenzahlungen für das Jahr 2020 aussehen werden und ob in einigen Extremfällen überhaupt eine Dividende gezahlt wird beziehungsweise werden kann. Unser Rat geht aus diesem Grunde eher in Richtung eines Aktienfonds, der auf das Thema Dividende ausgerichtet ist. Das Thema Nachhaltigkeit sollte dabei zusätzlich mit Beachtung finden.

 

(Quelle: WELT AM SONNTAG - Finanzen & Wohnen, Nr. 41, S.41 ff., 11.10.2020)

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